Petenera ist der Name einer Frau, eine Mythologie aus der spanischen Geschichte. Ihr Schicksal ist nicht bewiesen, aber wie so vieles in der spanischen Kultur, wurde es mündlich überliefert und ist in Sprachwendungen, im Aberglauben, in der Musik und im Tanz wiederzufinden.
Petenera war eine schöne Jüdin, die sich aufgrund ihrer Abstammung nur schwer in die Gemeinschaft des Dorfes einordnen ließ. Sie prägte die Entwicklung der Flamencokunst durch ihre kompromißlose Selbstbehauptung, durch ihren ungebrochenen Willen und vor allem durch einen grandiosen Gesang der bis heute überliefert ist. Der getragene Rhythmus unter einer eigenwilligen Gesangsmelodie machen den Gesang der Petenera unverwechselbar. Über ihr Schicksal wurde viel geschrieben und gedichtet. »Wahnsinn und Verderb der Männer«, so F. García Lorca, ein Schicksal, das in seiner Bedeutung und Auswirkung zeitlos ist. Es geht um die Auseinandersetzung von Macht und Ohnmacht, um die Angst vor und die Sehnsucht nach Macht. Das mythenumwobene Leben der Petenera reizt viele Künstler bis heute, sich mit ihrer Person auseinanderzusetzen.
In der Produktion »Petenera«, die am 06. März 1998 im Theater im Depot des Staatstheater Stuttgart Uraufführung hatte, wird mit 2 Darstellungsformen gearbeitet: dem Flamenco auf der Bühne und der Film-Projektion. Der 16 mm-Film, der in Sevilla produziert wurde, stellt einerseits innere Bilder der Petenera dar, andererseits ist er Ausdruck ihres direkten Umfeldes. Der Film erzählt vom Geschmack, vom Duft, von Träumen und Erinnerungen, die Bühne treibt Peteneras Leben voran.
Spanisch-hebräische (sephardische) Lieder kommentieren den Übermut und die Todessehnsucht der Petenera. Der Flamencogesang orientiert sich an den jüdischen Einflüssen in der Flamencokunst und tritt als ein theatralisches Gegenüber in Aktion. D.h. alle Künstler auf der Bühne werden aus ihrer Funktion als MusikerIn oder als TänzerIn befreit und agieren (was sehr fremd für die traditionelle Flamencodarbietung ist) als Künstler ohne »Flamencoattitüden«.
Der Aspekt des rein unterhaltenden Flamenco wurde in dieser Produktion bewußt zurückgestellt. Die Regie hält sich an die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge, die dem Publikum oft verborgen sind. Dennoch wird in der Produktion »Petenera« mit dem traditionellen Material des Flamenco gearbeitet. Die Basis der Musik und des Tanzes sind in ihrer Ausführung und Präsentation authentisch.
Gesang José Parrondo N.N.
Tanz Catarina Mora
Gitarre Mariano Martín Ulrich Gottwald
Percussion Ricardo Espinosa
Choreographie Amparo de Triana Loli Flores Catarina Mora
Konzeption Cornelius Dane
Filmregie Irene von Alberti
Kamera Lutz Reitemeier
Projektion Frieder Schlaich
Licht Gwen Lohmann
Ton Maik Waschfeld
Konzept und Idee Catarina Mora